Eine Meditation über nobles Verhalten

 

Ein Schüler wartete ungeduldig darauf, daß sein Meister, der in einer Meditation versunken war, seine Augen öffnete..

Endlich war der Moment gekommen..

Und ohne Zeit zu verlieren fragte der Schüler :

„Meister, was war das Motiv ihrer Meditation.. ?“

„Ich habe über den Begriff „Nobles Verhalten“ meditiert“..

antwortete der Meister..

„Nobles Verhalten.. ? Meister, was ist denn das ?“ fragte er weiter..

„Nobles Verhalten - antwortete der Meister - ist Nichts zu sagen.. ;

z. B. wenn ein nicht-wissender Mensch uns mit seinen Äußerungen erregt,

diesen NICHT korrigieren und belehren zu wollen.. !“

„Wie bitte.. ?! - fragte der Schüler.. - man soll also nichts sagen, wenn uns ein niedriger Mensch erregt.. , uns eventuell beleidigt.. ,

ohne diesen dann zurechtzuweisen.. und sein Unwissen zu korrigieren.. ?“

„Mein Lieber“ - antwortete der Meister - es gibt keine weniger wichtigen Menschen auf Erden als du einer bist.. , denn durch den Standpunkt und die Verhaltens- und Denkweise des Anderen lernst du doch immer wieder, wann du „Nobles Verhalten“ ausüben musst.. ; wie kann also ein Mensch von niedriger Art als die deine sein, der dir durch sein Verhalten zeigt

und daran erinnern muss, dass du „Nobles Verhalten“ üben musst.. , in diesem Moment also dein Meister ist.. ?!“

Darauf schloss er wieder seine Augen um sich in eine weitere Meditation zu vertiefen..

 

 

Die Meditation über Unempfindlichkeit

 

Als der Meister nach dieser Meditation erneut seine Augen öffnete.. und seinen Schüler mit erwartendem Blick neben sich sitzen sah.. , sagte er - ehe dieser ihn etwas fragen konnte :

„Ich habe über die Unempfindlichkeit meditiert.. , das wolltest du doch jetzt wissen, oder ?!“

Überrascht sagte der Schüler : „Ja, Meister.. , aber was gibt es denn über die Unempfindlichkeit zu meditieren.. ?“

„Siehe da.. - antwortete dieser.. - während du mit mir sprichst, bist du ständig damit beschäftigt, die Fliegen aus deinem Gesicht zu verscheuchen.. , und verlierst dadurch einen Teil deiner Aufmerksamkeit, weil diese dich nerven.. ! Es gibt jedoch Orte, da setzen sich so viele Fliegen auf das Gesicht und den Körper der Menschen, dass es unmöglich ist, diese auch nur für einen Moment zu verscheuchen.. . Die Menschen, die unter diesen Umständen leben, wehren sich darum auch nicht mehr gegen diese Plage.. , sie sind unempfindlich dagegen geworden.. und können ungeachtet dessen ihre Arbeit verrichten.. .

In Europa aber gibt es Menschen, die wegen einer Fliege, die sie im Auto verrückt macht, sterben.. , weil sie diese – bei hoher Geschwindigkeit – erschlagen möchten.. !“

„Ja, aber das sind doch ganz natürliche Begebenheiten und bilden doch kein Motiv für eine Meditation“ - bemerkte der Schüler, den Meister mit etwas Ironie in den Augen anschauend..

„So, so - antwortete der Meister -  so muss ich dir wohl sagen, dass ich in dieser Meditation einen Vergleich zwischen den Fliegen und den Menschen machte, die uns das ganze Leben ständig mit ihrem Anderssein, anders Denken, anders Handeln umgeben und uns wie Fliegen belästigen.. , und ich dank diesen Vergleich in meiner Meditation darüber erhaben wurde, sowie auch über deine Ironie bezüglich dieser Angelegenheit.. , und ich nun ohne emotionale Erregung meine Gedanken fortsetzen kann.. ; das mag für mich wohl ein Motiv zu einer Meditation über die Unempfindlichkeit sein.. „

Sagte es.. , erhob sich und ließ seinen Schüler in seinen Gedanken zurück..

 

 

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